Seit nunmehr fast zwei Jahren, mit einer kurzen Unterbrechung, steht das Nachtleben in den Niederlanden aufgrund der Corona-Pandemie still. Jetzt wehrt sich die niederländische Eventbranche gegen die Schließung der Clubs. – Am Samstag, den 12. Februar um 21 Uhr wollen viele Clubs wieder öffnen, wie die Initiative „De Nacht Staat Op” diese Woche bekannt gab.
Diesen Dienstag, am 02. Februar, tauchte auf Instagram ein Video auf, in welchem der niederländische DJ Joost Gimbel (auch bekannt als Drag-Künstlerin Hoax LeBeau) entschlossen die Öffnung der Clubs ankündigte. Und zwar: „Nicht nur für eine Nacht, sondern wieder in jeder Nacht” (frei übersetzt). Im Namen der gesamten Branche machte er außerdem in einem berührenden Statement deutlich, warum das Nachtleben so wichtig sei.
Niederländische Clubs vereinen sich
De Nacht Staat Op (DNSO) ist ein Zusammenschluss „des Nachtlebens” und dem Overleg Amsterdamse Clubs (OAC), die von der Eventbranche im gesamten Land unterstützt wird.
Clubs, die sich für eine baldige Öffnung aussprechen, befinden sich somit überwiegend in Amsterdam. Neben den über 24 teilnehmenden Locations in der Hauptstadt beteiligen sich auch Nachtclubs in anderen Städten wie Rotterdam, Utrecht, Groningen und Den Bosch. So findet sich unter den Teilnehmenden zum Beispiel auch das Time-Out in Gemert, in welchem schon viele Harder Styles Veranstaltungen stattfanden, und während der Pandemie auch die Phoenix 100 ausgetragen wurde. Auch das Poppodium 013; in welchem schon einige Harder Styles Partys stattfanden, machte gestern seine Teilnahme am Protest öffentlich.
Viele dieser Nachtlokale machten auf Instagram öffentlich, dass sie ein Teil der Bewegung sind und posteten eine entsprechende Grafik. Einige Clubs haben auch schon den Vorverkauf für die Nacht des 12. Februars gestartet und für 15 Veranstaltungen sind die Tickets außerdem bereits ausverkauft.
Konzipiert wurde die Kampagne aber eigentlich von der Werbeagentur Natwerk. Diese postete in ihrer Instagram-Story unter anderem Bilder von entsprechenden Werbeaktionen wie bspw. Bannerwerbung.
Das Nachtleben und seine Auswirkungen werden unterschätzt…
Genaueres zur Öffnung der Clubs ist noch nicht bekannt, die Beweggründe der Initiatoren allerdings schon.
Diese setzen sich mit der Aktion für Kultur, Identität und soziale Kontakte ein und sprechen sich gegen Einsamkeit sowie Entfremdung aus. Laut den Clubbesitzern sollte das Nachtleben und auch die Auswirkungen eines Lebens ohne richtige Partys, gerade für junge Menschen, ernster genommen werden.
Die Initiative will deshalb die seit fast zwei Jahren andauernde Schließung der Clubs nicht mehr hinnehmen. In der Insta-Bio von DNSO steht ein klares Statement: „Das Nachtleben steht schon viel zu lange still. Deshalb kommen wir als Clubs und Nachtleben zusammen” (frei übersetzt).
Viel zu lange Durststrecke für niederländische Clubs
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 ist es für Nachtclubs in den Niederlanden aufgrund der Corona-Regeln unmöglich zu öffnen. Abgesehen von einer kurzen Lockerung im Juli 2021 und ein paar wenigen „Sitzevents”passiert nicht viel in den sonst so gut besuchten Feierlocations unseres Nachbarlandes.
Auch wenn nach dem harten Lockdown am 25. Januar wieder kleine Lockerungen beschlossen wurden, welche es Clubs erlauben mit einer Besucherzahl von maximal 1250 Menschen auf Sitzplätzen bis 22 Uhr zu öffnen, bleiben viele davon weiterhin geschlossen. Dies sei einfach nicht lukrativ und somit nicht umsetzbar.
Bis 8. März gelten diese Regeln offiziell noch, ein „positives” Ende für Clubbetreiber ist aber bisher nicht in Sicht.
Sichere offizielle Partys statt illegale Raves
Darüber hinaus spricht sich DNSO gegen illegale Partys und für sicheres Feiern aus.
Sie argumentieren damit, dass Jugendliche so oder so einen Weg finden, um Party zu machen und man durch die Öffnung der Clubs mit gezielten Maßnahmen wenigstens sicher feiern könne. Die Clubbetreiber hätten die Mittel, um eine sichere Wiedereröffnung zu gewährleisten.
Zum genauen Ablauf der Öffnungen ist noch wenig bekannt. Die Initiative zeigt sich aber mit folgender Aussage verhandlungsbereit: „Unser Plan steht fest und wir besprechen ihn gerne mit allen, die Ideen dazu haben” (frei übersetzt).
De nacht staat op wird gehört!
Die niederländische Regierung ist dazu offensichtlich bereit, denn kommenden Montag finden Gespräche zwischen dem Economische Zaken (Wirtschaftsministerium) und Vertretern der Branche statt, um über die Möglichkeiten für das Nachtleben zu sprechen.
Auch wenn die meisten Clubs wohl am liebsten wieder unter Einhaltung des bereits bekannten „3G+ Konzepts” mit Corona-App öffnen würden, wird seitens der Regierung ein sogenanntes „1G Konzept” angedacht. Über dieses Konzept wird dann am Montag debattiert. Im Anschluss an die Gespräche mit der Eventbranche will das Ministerium die Ergebnisse mit dem Kabinett besprechen.
Am Donnerstag wurde darüber hinaus bekannt, dass auch die Gementee Amsterdam (die Stadtverwaltung von Amsterdam) Gespräche mit den Nachtclubs der Stadt über die Protestaktion aufnehmen wird. Die Pläne werden in den kommenden Tagen geprüft, sagte eine Sprecherin der Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema.
Wir sind gespannt, ob es wirklich zu einer baldigen Öffnung der Clubs in den Niederlanden kommen wird. Ihr auch…?
Auch im vergangenen Jahr protestierten viele Künstler und Clubbesitzer bei den Unmute-Us Protesten in der gesamten Niederlande gegen die Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie. Nach der letzten Corona-Pressekonferenz, die vergangene Woche stattfand, meldete sich die Initiative sichtlich empört zu Wort und forderte das Kabinett auf, ihnen eine Perspektive für die Wiedereröffnung des Sektors innerhalb von zwei Wochen zu bieten. Vermutlich werden wir auch von dieser Vereinigung bald wieder mehr hören. Wir halten euch zu beiden Themen up2date!