Vergangenen Samstag besuchte ich mein letztes Outdoor-Festival dieses Jahres – Into the Madness. Beim Zurückdenken an diesen schönen Tag und all die kranken Sets bekomme ich noch immer Gänsehaut. Für mich einfach ein perfektes Ende einer der wildesten Festivalseasons ever! Warum das Festival seinem Namen alle Ehre gemacht hat und einfach nur pure Madness war, lest ihr jetzt in meiner Review zum Event.
The Journey begins – Auf ins Rave-Abenteuer
Schon circa eine Stunde vor Festivalbeginn tummelten sich hunderte Gleichgesinnte vor dem Seepark in Zülpich und fieberten einem geilen Festivaltag entgegen. Nach einer relativ kurzen Busfahrt gesellte ich mich zu der Menge an Feierwütigen und war direkt angesteckt von der Stimmung. Als um 12:00 Uhr dann endlich die Tore zum größten deutschen Outdoor Harder Styles Festival geöffnet wurden, jubelten alle Anwesenden vor Vorfreude!
Direkt beim Betreten des Geländes schaute mir Rusty, der Rave Rabbit, in überdimensionaler Größe entgegen. Das Madness–Maskottchen begrüßte alle Besucher und eignete sich perfekt, um Gruppenbilder als Andenken zu schießen. Nachdem ich meine Sachen im Locker verstaut hatte, ging es für mich auf die Mainstage, welche sich quasi direkt dahinter befand.
Die beeindruckende Mainstage
Auch, wenn ich die Stage schon vorher auf Instagram gesehen hatte, war ich sprachlos, als ich zum ersten Mal davor stand. Musical Madness hatte keine Kosten und Mühen gescheut und eine beeindruckende Stage zusammengebaut, die definitiv mit denen anderer großer Szenefestivals mithalten konnte. Sie bestand weitestgehend aus vielen kleineren Kacheln und Details im Madness Design. Neben dem DJ-Pult an beiden Seiten sowie dahinter waren zusätzlich jeweils zwei Bildschirme angebracht. Diese zeigten abwechselnd den jeweiligen DJ beim Auflegen und zum Set passende Visuals zeigten. Über die auf der gegenüberliegenden Seite befindlichen „Premium Decks“ hatte man wohl den besten Ausblick auf die Mainstage.
Als Opening Act begrüßte Testfy die Besucher:innen von der Mainstage. Auch wenn hier noch nicht so allzu viel los war – an Stimmung mangelte es definitiv nicht. Spätestens als Tesfy seine Into the Mandess Hymne erstmals präsentierte, feierten alle Anwesenden ausgelassen!
Die (Raw-)Hardstyle-Mainstage und die (Xtra-)Raw-Stage..?
Nach dem ersten Set führte mich mein Weg erstmal nach rechts Richtung Strand und Raw-Stage, die Amentis eröffnete. Dort legten später DJs wie Mutilator, Malice, Rooler und Sickmode auf, welche ich definitiv eher in das Genre Xtra-Raw einordnen würde. Vom Design her hielt Musical Madness die überdachte Stage eher schlicht. Allerdings war das vorne offene Zelt ebenfalls mit mehreren Bildschirmen bestückt, über die man die DJs verfolgen konnte. Sowohl auf der Main- als auch auf der Raw-Stage waren die Visuals wirklich sehr beeindruckend und verliehen den Sets nochmal zusätzlich zu den krassen Strobo-Lichtern einen ganz besonderen (trippy) Vibe!
Nachdem sich zeitgleich auf der Mainstage das Tempo mit Sets von Broken Element, Hard Driver, Aftershock, Rejecta, Ran-D und D-Sturb langsam steigerte, so wie ich es von den meisten Line-ups gewohnt bin, spielten um 18:30 Uhr Da Tweekaz und anschließend Headhunterz auf der Mainstage. Die Rheinfolge sorgte bei mir und auch meinen Freund:innen für ein wenig Verwirrung. Denn für mich ergibt es wenig Sinn, diese beiden relativ „soften“ Hardstyleacts in die Mitte eines Line-ups zu packen. Vor allem, nachdem man sich bei den Raw-Sets von D-Sturb und Rejecta oder einem ziemlich harten und energiegeladenen Ran-D Set die Füße wund getanzt hatte, passten die beiden Euphoric Sets für mich nicht ganz in die chronologische Reihenfolge.
Meiner Meinung nach hätte man die Hardstyle-Mainstage sowieso vielmehr als Raw-Stage bezeichnen können, denn das Verhältnis von Euphoric zu Raw war eher 40 zu 60 Prozent. Für mich persönlich als (Xtra-)Raw Hörerin war das Line-up eigentlich perfekt. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass Neulinge in der Szene oder Menschen, die primär Euphoric Hardstyle hören, etwas erdrückt von den harten Kicks oder dem Tempo der Umptempo-Tracks am Ende einiger Sets auf der Hardstyle-Main (und auf der Raw-Stage sowieso) waren.
Essen und Chillen an traumhafter Seekulisse
Nachdem ich mir die beiden Stages angeschaut hatte, lies ich es mir natürlich nicht nehmen, das restliche Gelände zu erkunden. Hier fiel mir positiv auf, dass es viele Möglichkeiten zum Entspannen gab. Mein Highlight: Direkt vor der Raw-Stage waren Hängematten aufgespannt, welche zum Verweilen zwischen den Sets einluden und von denen man fast nicht mehr aufstehen mochte, weil sie so bequem waren.
Am traumhaften Strand des Seeparks Zülpich, welcher mir schon von Madness: Year One bekannt war, gab es weitere Stände und Sitzmöglichkeiten. An den Essensbuden konnte man Pommes und Bratwurst sowie Pizza kaufen und das Essen dann nebenan beim Blick aufs Wasser am Strand genießen. Etwas nervig fand ich es allerdings, dass die Bereiche am Strand und auch vor den unteren Toiletten mit Sand aufgeschüttet waren. Der Sand erschwerte das Laufen enorm und ich hatte diesen ständig in den Schuhen hängen.
Der Stand direkt neben dem Essen bot eine große Auswahl an echt schönem Madness-Merchandise. Von Top, Shirts, Pullis über Caps und Fächern zu Wristbands und sogar gratis Ohrenstöpseln gab es hier alles zu kaufen, was man fürs Festival brauchen könnte. Offensichtlich wollten viele der Besucher:innen exklusive Into the Madness Fanartikel ergattern, denn hier war die Schlange zumindest in den ersten Stunden nach Beginn endlos lang. Dies wunderte mich, stand man doch an den vier langen Bars, die jeweils an den Seiten der zwei Stages zu finden waren, fast nie lange an.
Einlassstopp an der Raw-Stage
Nach den ersten Sets füllten sich zum Nachmittag hin die Stages. Trotzdem fühlte ich mich zu keiner Tageszeit bedrängt oder eingeengt und hatte immer ausreichend Platz zum Tanzen. Dies könnte zu einen dem Fakt geschuldet sein, dass das Festival nicht ganz ausverkauft war. Zum anderen könnte es aber auch der Arbeit der Securitys liegen, welche vor allem den Einlass in das Raw-Zelt stark regulierten. Immer, wenn das Zelt gut gefüllt war, ließ die Security niemanden mehr rein, bis wieder ein paar den abgesperrten Bereich verließen. Zu späterer Stunde kam es daher öfter vor, dass auch ich die Raw-Stage verließ, um zur Toilette zu gehen und anschließend einige Zeit warten musste, bis ich wieder rein zu meinen Freunden gelassen wurde. Rückblickend betrachtet stellt sich mir die Frage, ob man die Stage nicht einfach hätte ein wenig größer bauen können.
Organisation und Informationsfluss on point
Trotz dieses kleinen Kritikpunktes, habe ich während und auch schon vor dem Festival immer wieder gemerkt: Der Veranstalter hat einiges dafür getan, dass die Festivalbesucher:innen sich wohlfühlen und umfassend informiert sind! Nicht nur optisch überzeugte das Musical Madness Branding auf dem ganzen Gelände, auch organisatorisch gab man sich Mühe!
Bereits vorab versorgte Musical Madness die Besucher:innen mit umfassenden Infos zu seinem ersten Outdoor-Festival. So gab es Hinweise zu Getränke- und Essensversorgung, Lockern, Wetter, Anreise und Co. über Social Media. Aber auch diverse Einblicke vom Aufbau und zum Gelände sorgten dafür, dass ich schon im Voraus maximal gehyped war!
Zusätzlich zu den gewohnten Partybussen von Feierreisen und Hardtours, organisierten die Veranstalter Shuttle-Busse, welche die Besucher:innen vom Bahnhof Euskirchen zum Festivalgelände und zurück brachten.
Sehr praktisch war ebenfalls, dass es am Eingang des Festivals einen Infopoint gab, wo während des gesamten Festivals Mitarbeiter:innen für Fragen zur Verfügung standen.
Positiv fiel mir ebenfalls auf, dass ausreichend Toiletten vorhanden waren, vor denen ich eigentlich nie lange anstehen musste. In den „Premium-Dixis“, wie meine Freunde und ich sie gerne bezeichnen, waren sogar Waschbecken mit in der Kabine. Zudem gab es dort auch Desinfektionsmittel.
Einziges großes Manko: Kein gratis Trinkwasser!
Was ich jedoch vergebens suchte, waren Stände, an denen man gratis Wasser auffüllen konnte! Auf jedem einzelnen Festival, welches ich dieses Jahr besucht habe, gab es gratis Trinkwasser. Mittlerweile gehört Tap Water einfach zu einem Festival dazu. Und das ist meiner Meinung nach auch richtig so, denn: Wasser trinken ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Vor allem bei der Hitze, welche auf Sommerfestivals herrscht und auch am Samstagnachmittag dem Kreislauf vieler Besucher:innen zu schaffen machte, ist es wichtig viel Wasser zu trinken.
Da dies die erste Edition von Into the Madness war und es auch im Voraus kommuniziert wurde, kann ich darüber hinwegsehen. Allerdings wäre es schön, im nächsten Jahr nicht jedes Mal 2 € für ein Markenwasser im Becher ausgeben zu müssen.
Dedicated Crowd und kranke Stimmung
Was ich und offensichtlich auch die Acts auf einem deutschen Festival so wirklich nicht erwartet hätte, war eine so krasse Crowd. Schon nachmittags um 16 Uhr beim Set meines Lieblings-DJs Mutilator vergoss ich die ein oder andere Freudenträne, weil ich es kaum glauben konnte, wie sehr die Menge am Ausrasten war! – Fast jede:r war textsicher und sang sowohl auf der Mainstage bei ikonischen Hardstyle-Songs wie Destiny als auch auf der Raw lautstark bei aktuellen Hits wie Too cold oder Discothek mit. Ich werde definitiv noch ewig, immer wenn ich Go Stupid von Sickmode höre, einen Flashback zu Into the Madness und der krassen Crowd Reaktion bei den Sets von Cryex und Sickmode haben!
Traumhafte Outdoor-Kulisse transformiert sich zu Strobo-heaven
Ein weiteres Highlight des Tages war die Sunset Ceremony auf der Mainstage bei welcher der Sonnenuntergang musikalisch untermalt wurde. Von da an tanzte man nicht mehr in einer traumhaften Kulisse, sondern in einem wahren Strobo-Meer. Die Laser und Lightshows gepaart mit kranken Visuals auf den Bildschirmen erzeugten unglaubliche Effekte. Auf der Raw-Stage wurden übrigens den ganzen Tag schon etliche Laser eingesetzt, sodass sogar manchmal der Blick auf den DJ schwerfiel. Ich persönlich fand das super ansprechend und hab mich wie in einem Club gefühlt. Für Menschen, die Strobo- oder lichtempfindlich sind oder womöglich noch Epilepsie haben, war dies allerdings nicht zu empfehlen.
Zusätzlich dazu wurde auf der Mainstage nach Einbruch der Dunkelheit noch Feuerwerk eingesetzt. Auch wenn es nicht offiziell auf dem Line-up stand, gab es natürlich nach Ende des letzten Sets noch eine kleine Endshow mit Gänsehautfaktor. Wobei, so klein war sie eigentlich nicht, sondern eher beeindruckend. Klar, mit einer Defqon.1 oder Decibel outdoor Endshow nicht zu vergleichen, aber definitiv sehenswert.
Fazit
Generell werde ich mich wahrscheinlich noch lange voller Freude an Into the Madness zurückerinnern. Klar habe ich ein paar Kritikpunkte, allerdings überwiegen definitiv die schönen Erlebnisse. Selten habe ich auf dem ersten Festival eines Veranstalters eine so gute Organisation und Kommunikation erlebt. Und ehrlich, noch nie hatte ich auf einem deutschen Hardstyle Festival so unglaublich viel Spaß! Kurzum: Musical Madness hat es meiner Meinung nach definitiv geschafft endlich ein vernünftiges deutsches Outdoor Festival für die Harder Styles Szene auf die Beine zu stellen. Nächstes Mal gerne mit größerer Raw-Stage und Trinkwasser, dann wäre ich rundum zufrieden.
Zufrieden war Musical Madness mit der ersten Ausgabe ihres eigenen Outdoor-Festivals wohl auch, denn bereits am Dienstag verkündeten sie, dass es eine zweite Ausgabe geben wird. Sogenannte Loyalty Tickets für den ersten September-Samstag 2023 gibt es noch bis Sonntag für 59,90€ (zzgl. Vvk-Gebühr) unter diesem Link zu kaufen.