Wir alle lieben Festivals und die ausgelassene Stimmung dort. Jeder ist gut gelaunt und es geht feuchtfröhlich zu. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist überwältigend, jeder liebt jeden und es gibt keinen Stress. Doch manchmal bleibt das leider eine Wunschvorstellung und unser Festivalerlebnis ist doch nicht so rosarot, wie es nach Außen hin wirkt.
Bei meiner Recherche zu diesem Thema bin ich auf viele Erfahrungsberichte gestoßen, habe Studien gelesen und YouTube Videos gesehen, aber am wichtigsten war es mir eigene Erfahrungen miteinzubeziehen. Aber um was geht es denn überhaupt? Sexuelle Gewalt!
Der Begriff sexuelle Gewalt
Sexuelle Gewalt fängt schon im Kleinen an. Jemand sagt etwas obszönes zu dir und du fühlst dich unwohl dabei? Jemand wird übergriffig und fasst dich gegen deinen Willen an? Das alles zählt zu sexueller Gewalt, es muss dabei nicht einmal körperlich werden. Jemand tut etwas gegen deinen Willen und das erregt diese Person? Sexuelle Gewalt!
Sexuelle Gewalt auf Festivals
Eine britische Studie von „YouGov“ hat 1.000 Festivalbesucher zu dem Thema befragt und 43% der unter 40 jährigen Frauen gaben an schon einmal sexuell belästigt worden zu sein. Im gleichen Alter gaben auch 18% der Männer an, schon einmal sexuelle Gewalt auf einem Festival erlebt zu haben. Diese Info reichte mir aber noch nicht. Ich habe in meinem Freundeskreis herumgefragt und mit Erschrecken feststellen müssen: Sowas ist mehr Leuten passiert als ich anfangs dachte.
Meine eigene Erfahrung
Ich habe etwas mit mir gehadert, ob ich die kommenden beiden Geschichten mit euch teilen soll oder nicht. Doch das Thema ist mir zu wichtig um nur Zahlen und Erfahrungsberichte von Dritten zu zeigen. Ja, mir ist sowas auch schon passiert und niemand sollte sich dafür schämen oder sich gar selbst eine Teilschuld geben.
Die erste Begegnung spielte sich letztes Jahr vor der Mainstage eines großen deutschen Outdoorfestivals ab. Ich war mit ein paar Freunden feiern, wir tanzten ausgelassen und fühlten die Musik. Es kam ein etwas emotionaleres Lied und ich stand mit einem guten Freund (der hier zufällig auch Artikel schreibt) Arm in Arm in der Menge und genoss die Musik. Da kam der Herr hinter mir, den ich in meinem Leben vorher noch nie gesehen habe, auf die wunderbare Idee: Hey ich kann dem Mädel vor mir doch mal an den Po greifen, die streckt ihn mir ja so entgegen! Nicht cool! Obwohl ich mich blitzschnell umgedreht habe konnte ich leider nicht mehr ausmachen, wer es war. Ich hätte ihm zu gerne meine Meinung gesagt.
Die zweite Begegnung fand bei einem Indoorfestival statt. Ich hatte ein, sagen wir, gewagtes Outfit an. Ja Jungs, mir ist klar, dass mein Ausschnitt bis zum Bauchnabel ging! Aber das ist noch lange keine Einladung mich zu betatschen. Nur gucken, nicht anfassen! An diese Devise hat sich ein junger Kerl nicht so ganz gehalten und ist ohne Kommentar (der in dem Fall aber auch nichts geändert hätte) mit ausgestreckten Armen auf mich zugelaufen. Bevor ich auch nur irgendwie reagieren konnte hatte ich auch schon seine Hände auf meinen Brüsten. Wow. Ich war in diesem Moment so perplex, dass ich nicht schnell genug reagieren konnte. So schnell wie der Typ da war, war er auch schon wieder weg.
Lösungsansätze
Als allererstes: Wenn euch ähnliches passiert ist, ihr seid nicht alleine damit! Schämt euch nicht dafür und vor allem gebt euch nicht selbst die Schuld! Es ist egal was ihr anhattet, eure Kleidung gibt niemandem das Recht euch anzufassen!
Aber was machen die Festivalveranstalter dagegen? Es gibt in ganz Deutschland in Clubs und Bars die Initiative „Ist Luisa da?“. Vielleicht habt ihr schon einmal davon gehört. Hierbei handelt es sich um ein Codewort (in diesem Fall: „Ist Luisa da?“), mit dem ihr euch ohne euch erklären zu müssen aus unangenehmen Situationen befreien könnt. Genau dieses Konzept hat das Hurricane Festival seit 2017 übertragen. Hier muss man einfach einen Barmitarbeiter, die Security, alle anderen Mitarbeiter, die Polizei oder die Sanitäter fragen „Wo geht’s nach Panama?“. Sobald ihr das tut werden euch die angesprochenen Personen aus der Situation holen, ohne euch Fragen zu stellen und in eine gesicherte Umgebung bringen. Das gilt für Jungs genauso wie für Mädchen.
Wenn ihr noch weitere Erfahrungsberichte lesen möchtet, schaut doch mal hier vorbei.
Ansonsten kann ich nur jedem wünschen, dass er eine solche Erfahrung nie machen muss und wenn es doch passiert stark bleibt und besser reagieren kann als ich!
Netter Artikel. Kommt oft vor. Ich muss ehrlich sagen. Natürlich schaut man als Mann auf Frauen speziell mit gewagten Outfits aber wildfremde an gewissen Stellen anfassen is schon heavy. Verstehe jede Frau die sich wehrt.
Meistens sind das wie geschildert so plötzliche Momente, dass solche Codewörter wie im Beitrag beschrieben wohl nicht helfen. Höchstens wenn man sich dauerhaft von einer Person bedrängt fühlt.